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Bedeutende Gelehrte in der Mitte des
16. Jahrhunderts

Nach Einführung der Reformation in Leipzig und der unter dem Rektorat von Kaspar Borner erreichten besseren Bedingungen für die Universität begann eine Periode der erfolgreichen wissenschaftlichen Entwicklung. Die Übereignung des Dominikanerklosters und der Klosterbibliotheken an die Universität ermöglichte die Neugestaltung der Fakultäten. Die Entwicklung der Universität konnte auch durch die Belagerung Leipzigs im Schmalkaldischen Krieg (1547) nicht wesentlich gestört werden. In der Mitte des 16. Jahrhunderts waren an der Universität Gelehrte tätig, die über diese hinaus Bedeutung erlangten.

Joachim Camerarius (1500 - 1574)
Der Universalgelehrte, Humanist und Dichter studierte in Leipzig, Erfurt und Wittenberg. Er war Schüler und enger Freund Melanchthons. In seiner Erfurter Zeit gehörte er dem dortigen Humanistenkreis, einer Vereinigung von Frühhumanisten, an und hatte dadurch auch Kontakt zu Erasmus von Rotterdam.
Nach Lehrtätigkeit für Griechisch und Latein in Nürnberg und Tübingen wurde er 1541 als Professor an die Universität Leipzig berufen, wo er bis zu seinem Tode als Philologe und Philosoph tätig war. Er war mehrfach Rektor der Universität und setzte die Arbeit Borners zur Entwicklung der Hochschule fort.
Er versuchte, zwischen Luther und Erasmus von Rotterdam zu vermitteln.
Umfangreich sind seine Publikationen, darunter Biografien berühmter Persönlichkeiten wie Melanchthons, Dürers und des Herzogs Georg III. von Anhalt sowie Darstellungen des Schmalkaldischen Krieges. Er gab Werke antiker Autoren heraus und übersetzte griechische Philosophen und Dichter ins Lateinische. Zu Schriften u.a. von Cäsar und Cicero verfasste er Kommentare. Er schrieb neben Lehrbüchern zur lateinischen und griechischen Sprache historische, theologische, pädagogische, mathematische und astronomische Abhandlungen.
Als Gesinnungsgenosse Melanchthons nahm Camerarius 1554 an den Verhandlungen in Naumburg (Saale) teil, 1555 an dem Reichstag in Augsburg und 1556 in Regensburg und 1556 an der Beilegung des Osiandrischen Streits (zur Rechtfertigungslehre) in Nürnberg.
Camerarius war Vertrauter des Kurfürsten August von Sachsen.
(Siehe auch die Seite "Joachim Camerarius")

Georg Joachim Rhaeticus (1514 - 1576)
Der Mathematiker, Astronom und Humanist wurde 1542 als Mathematik-Professor an die Universität Leipzig berufen, nachdem er vorher in Wittenberg tätig war.
Seine berühmte Schrift "Narratio prima de libris revolutionum Copernici" (1540) fasste die Beobachtungen von Kopernikus zusammen, dessen Mitarbeiter und Schüler er war und dessen Werke auf seine Veranlassung in Nürnberg gedruckt wurden.

Narratio primo

1545 verließ Rhaeticus Leipzig in Unfrieden und kam nach Aufenthalt in Italien und der Schweiz 1548 erneut nach Leipzig. Hier veröffentlichte er 1549 ein Jahrbuch zur Astronomie und ein Buch über Trigonometrie auf der Grundlage der kopernikanischen Lehre, bis er 1550 erneut Leipzig verließ. Er hat sich schließlich in Krakau niedergelassen, führte aber ein Leben in Ruhelosigkeit und Unstetigkeit bis zu seinem Tode in Ungarn.
Er hat mehrere Bücher über Astronomie (ingesamt 9 Bände), Astrologie, Chemie und Trigonometrie geschrieben.

Johannes Hommel
Er folgte 1548 auf den Lehrstuhl für Mathematik und beschäftigte sich u.a. mit dem Bau von Sonnenuhren und als Kartograph des Kurfürsten August mit der kartographischen Aufnahme Sachsens.
In den 60er Jahren studierte der dänische Astronom Tycho Brahe bei Hommel, der mit diesem die Zweifel am kopernikanischen System teilte.

Johannes Pfeffinger (1493 - 1573)
 
Pfeffinger
Nach der Priesterweihe bekleidet Pfeffinger zunächst verschiedene Predigerstellen, bis er 1523 nach Wittenberg geht und u.a. bei Luther und Melanchthon Theologie studiert. Nach weiteren Pfarrstellen übernimmt er nach Einführung der Reformation in Leipzig 1539 die Pfarrstelle St. Nicolai und wird erster evangelischer Superintendent in Leipzig.
1543 wird er in die Theologische Fakultät der Universität Leipzig aufgenommen. Er behandelt in seinen Vorlesungen vor allem die Lehren Melanchthons.
Neben seiner Tätigkeit an der Universität nimmt er auch kirchliche Ämter wahr, u.a. die eines besoldeten Meißener Domherren. Er sieht sich als "Anhänger eines hochkirchlichen Luthertums", zählt zu den bedeutendsten Theologen in der Zeit unmittelbar nach der Reformation und war maßgeblich am Aufbau des evangelischen Kirchenwesens im albertinischen Sachsen beteiligt.

Alexander Alesius (1500 - 1565)
Der schottische Theologe Alesius war einer der ersten Vertreter des Protestantismus in Schottland.
Er ging 1532 nach Wittenberg, wo er Schüler Melanchthons wurde. 1533 wandte er sich in einem offenen Brief an die schottischen Bischöfe gegen das Verbot des Bibellesens. Nachdem Heinrich VIII. durch das Suprematsgesetz das Oberhaupt der englischen Kirche geworden war, folgte Alesius dem Ruf des Erzbischofs Thomas Cranmer von Canterbury und lehrte seit 1535 in Cambridge als Professor der Theologie.
1539 ging er nach Deutschland zurück, zunächst nach Frankfurt/Oder, wo er sich aber bald mit dem Rat der Stadt verfeindete. Von Herzog Moritz wurde er 1542 als Theologie-Professor an die Universität Leipzig berufen, wo er bis zu seinem Tode blieb.
Als Schüler Philipp Melanchthons nahm er in den dogmatischen Streitigkeiten und auf verschiedenen Religionsgesprächen eine vermittelnde Stellung ein.

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