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Die Gelehrtenfamilie Mencke

Ein Blick in das erste Leipziger Adressbuch von 1701 - Das ietzlebende Leipzig - führt uns mehrfach zu dem Namen "Mencke". Dieses Verzeichnis von Standespersonen der Universität und Stadtverwaltung unterstreicht die bedeutende Rolle, welche die Mitglieder der Familie Mencke um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert in Leipzig eingenommen hatten.

Deckblatt des Leipziger Adressbuchs von 1701 Seite aus dem Adressbuch von 1701 Seite aus dem Adressbuch von 1701 Seite aus dem Adressbuch von 1701 Seite aus dem Adressbuch von 1701 Seite aus dem Adressbuch von 1701

Wir finden hier Lüder Mencke als Assessor der juristischen Fakultät sowie als "Praeposit des Collegii Minoris Principum Collegiati" der Universität und als Assessor des Oberhofgerichtes. Otto Mencke ist zu dieser Zeit "Moral. Prof. Publ." an der Philosophischen Fakultät und Mitglied des "Decem-Viri." der hiesigen Universität. Sein Sohn Burckard Mencke wird als "Lips. Hist. Prof. Publ." unter der Philosophischen Fakultät geführt. Eine interessante Momentaufnahme zur Gelehrtenfamilie Mencke.

Der Ursprung der Familie liegt in Oldenburg (Ostfriesland), von dort kamen die beiden Vettern Lüder und Otto Mencke nach Leipzig.

Lüder Mencke
 
Lüder Mencke  
Lüder Mencke (1658 - 1726) lehrte an der Juristenfakultät der Leipziger Universität und erhielt 1702 die Professur neuer Stiftung für sächsisches und allgemeines Partikularrecht. Sie war das erste Lehramt solcher Art an einer deutschen Universität. Auch sein Sohn Gottfried Ludwig M. erhielt eine im Jahre 1712 neu eingerichtete Professur für allgemeines und sächsisches Lehnrecht.
Neben seiner Lehrtätigkeit war Lüder M. als Königlicher Rat Mitglied des Oberhofgerichtes des Kurfürstentums Sachsen und übte ab 1720 die Gerichtsbarkeit in Gohlis - einem damaligen Vorort von Leipzig und seit 1681 Wohnort des Professors - aus. Hier verfasste er eine neue Dorfordnung zum Erbrecht. Diese engen Verbindungen sind wohl der Grund für die Namensgebung einer der zentralen Straßen des heutigen Stadtteiles Leipzig-Gohlis als Menckestraße.


Acta Eruditorum
 
Acta eruditorum 1682  
 
Otto Mencke
  Otto Mencke
Otto Mencke (1644 - 1707) war Professor für Moral und Politik an der Philosophischen Fakultät der Universität. Seine besonderen Verdienste sind mit der Herausgabe der ersten deutschen Gelehrtenzeitschrift verbunden. 1682 begann er mit der "Acta eruditorum" eine neue Epoche der Verbreitung eines aufgeklärten Denkens mittels gedruckter Periodika. In dieser Monatszeitschrift - noch in lateinischer Sprache - veröffentlichte er vorzugsweise naturwissenschaftliche Neuerscheinungen des internationalen Buchmarktes als gedrängte Inhaltsangaben und in Auszügen, die dann einer Rezension durch Vertreter der Leipziger Frühaufklärung unterzogen wurden. Zu letzteren gehörten u.a. Thomasius, Leibniz, Wolff, Rechenberg. Mit ihrer Verbreitung in vielen Universitäts- und Hauptstädten West- und Südeuropas erlangte die Zeitschrift bald europäischen Rang.

Johann Burckhard Mencke (1674 - 1732) setzte nach dem Tod seines Vaters die Arbeit an der "Acta eruditorum" fort.

 
Johann Burckhard Mencke  
Er - bereits in Leipzig geboren - besuchte die hiesige Nikolaischule und wurde im Alter von 17 Jahren an der Leipziger Universität immatrikuliert. Er studierte Theologie und Philosophie, erlangte 1694 den Titel eines Magisters und 1696 den eines Baccalaureus der Heiligen Schrift. Nach einer Bildungsreise durch die Länder Westeuropas - Holland, Frankreich und England - wandte er sich von der Theologie ab. 1699 erhielt er, noch nicht promoviert, die Professur für Geschichte an seiner Heimatuniversität - wohl Dank einer Petition seines einflussreichen Vaters direkt beim König. Die Promotion zum Doktor der Rechte holte er 1701 an der Universität Halle nach. An der Universität wurde er ab 1707 mehrfach zum Rektor gewählt und gehörte seit 1713 dem Großen Fürstenkollegium an.
Mit Johann Burckhard Mencke wurde die Geschichtswissenschaft zum eigenständigen Universitätsfach. Er begann mit einer rein weltlichen Geschichtsbetrachtung, hob das Ansehen des Faches durch die Herausgabe einer dreibändigen Quellensammlung und erreichte den Verzicht auf zusätzliche Lehrveranstaltungen in alten Sprachen. Mit seinem Wirken ist auch der Beginn der Erforschung der Leipziger Universitätsgeschichte verbunden.
 
Deutsche Acta eruditorum
Auch die wachsende Rolle der deutschen Sprache in Lehre und Wissenschaft wurde durch ihn gefördert. So war er der Initiator einer der ersten deutschsprachigen Gelehrtenzeitschrift, die 1715 unter dem Titel "Neue Zeitung von gelehrten Sachen" erschien und später unter maßgeblicher Mitwirkung des jungen Gottsched ein betont nationales Gepräge erlangte. In der von Görlitzer Studenten infolge seiner begeisternden Vorlesungen zur Dichtkunst gegründeten poetischen Gesellschaft (Teutschübende Gesellschaft), die 1727 in "Deutsche Gesellschaft" umbenannt wurde, unterstützte er als Schirmherr und Präsident den Wissenschaftsdiskurs in deutscher Sprache - auch hier wieder als Förderer Gottscheds, der die Arbeit weiterführte.
So war Johann Burckhard Mencke am Anfang des 18.Jahrhunderts, nachdem Christian Thomasius und Christian Wolff mehr oder weniger zwangsweise Leipzig verlassen hatten, einer der bedeutendsten Zeitgenossen der Frühaufklärung an der damals größten Universität Deutschlands. Es gelang ihm trotz des Konfliktes zur mittelalterlichen Verfassung und der vorherrschenden lutherischen Orthodoxie eine herausragende Position an der Alma mater Lipsiensis einzunehmen. Dazu beigetragen haben sicher auch die Verbindungen zum kursächsischen Herrscherhaus, das ihm 1708 zum Hofhistoriographen und 1709 zum königlich-polnischen Rat sowie 1723 zum Hofrat ernannte. Der Forderung nach einer Biographie zur Verherrlichung Augusts des Starken konnte er jedoch widerstehen.
Nach seinem Tod setzte der Sohn Friedrich Otto Mencke die Redaktion an der vom Großvater begonnenen "Acta eruditorum" fort, die dann 1782 - 100 Jahre nach der Erstausgabe - eingestellt wurde.

Der Stammbaum der Familie Mencke lässt sich bis zum ersten deutschen Kanzler Bismarck weiterverfolgen.

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