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Zur Entstehung von Burschenschaften

Die Entstehung studentischer Korporationen

An den Universitäten im Mittelalter waren die fern von der Heimat studierenden Hochschüler nach ihrer Herkunft in "Nationen" zusammengefasst. Aus den Nationen entwickelten sich landsmannschaftliche Verbindungen loser Art und daraus durch den Einfluss der Aufklärung die Orden, die erstmals auch das Lebensbundprinzip, die ewige Freundschaft der Bundesbrüder, pflegten. Sie verschwanden jedoch wieder.
Das Gedankengut des studentischen Zusammenschlusses lebte weiter und brachte um 1800 die Landsmannschaften und Corps hervor. Auch hier dominierte der freiwillige Beitritt und das Lebensbundprinzip. Die Mitglieder wurden zum Tragen eines dreifarbigen Bandes verpflichtet. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit entstand durch die Herkunft aus der gleichen Gegend. Erstmals wurden die Anfangsbuchstaben des Namens der Korporation in einem Zuge geschrieben und bildeten damit den sogenannten eigenen Zirkel.
Seit Beginn des 18. Jahrhundert - unter dem Einfluss der Französischen Revolution von 1789 und der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung (Sezessionskrieg 1761-65) - breiteten sich in Deutschland die Ideen des Liberalismus und Nationalismus aus.
Um 1810 entwarfen Friedrich Friesen, Friedrich Ludwig Jahn und andere Schüler Johann Gottlieb Fichtes den Plan einer Deutschen Burschenschaft. Der bis dahin lose Begriff "Volkstum" verdichtete sich, sie werteten Volksgemeinschaft höher als Landesherrschaft und Standesunterschiede. Jahn und Friesen gründeten 1810 den "Geheimen Deutschen Bund", der praktisch die erste nationale politische Verbindung war und das Vaterland von der französischen Herrschaft befreien sollte.
Friesen arbeitete eine Denkschrift "Ordnung und Errichtung der deutschen Burschenschaften" aus, worin er "einen neuen zeitgemäßen Typ von Studenten-Verbindungen" beschreibt. Hier erscheint zum ersten Mal der Begriff Burschenschaft.

1814 kamen es in Halle zur Gründung der ersten Burschenschaft Teutonia mit dem Wahlspruch "Freiheit, Ehre, Vaterland" und mit den drei Farben des Lützower Freikorps schwarz-rot-gold, die als Dreifarbband getragen wurden. Schwarz - rot - gold sind also die ureigensten Farben der Burschenschaften.

Die Gründung der Deutschen Burschenschaft


Burschenschaften
 
Nach und nach begeisterten sich viele Landsmannschaften für die neue Art der Verbindung. Am 12. Juni 1815 trafen sich Landsmannschaften und Corps mit ihren Fahnen auf dem Marktplatz von Jena, zogen zum Gasthof "Zur Tanne" und senkten ihre Fahnen, zum Zeichen der Auflösung und ihres Aufgehens in der Burschenschaft.
Nach dem Verlesen der Verfassungsurkunde der Burschenschaft wurde diese von den Gründungsmitgliedern unterschrieben und mit dem neuen Siegel versehen. Einer dieser Unterzeichner war der Theologiestudent Johann Georg Binder aus Hermannstadt im österreichischen Kronland Siebenbürgen. Mit dem Lied "Was ist des Deutschen Vaterland" von Ernst Moritz Arndt schloss die Gründungsversammlung der Burschenschaft.
In fast allen Hochschulstädten kam es zur Gründung von Burschenschaften. Zunächst 1816 in Breslau, Erlangen, Tübingen, Marburg, Gießen; 1817 in Heidelberg, Königsberg, Rostock, Kiel; 1818 in Greifswald, Berlin, Freiburg, Leipzig, Würzburg, Prag, Wien.
Das eigentlich Neue bestand darin, dass die Burschenschaft das Volk und die Verantwortung des Einzelnen gegenüber dem Ganzen in den Mittelpunkt des studentischen Lebens stellte. "Als ein Bild ihres in Einheit und Freiheit erblühenden Volkes" wollte die Burschenschaft für die Überwindung der nationalen Zerrissenheit wirken. Das politische Engagement, welches die Burschenschaft von allen anderen Verbindungen unterscheidet, findet schließlich seinen Ausdruck in dem Wahlspruch "Freiheit - Ehre - Vaterland".
Diese Gründungen waren ein ganz entschiedener Akt, begangen im Bewusstsein der Not des deutschen Volkes und zur Überwindung der nationalen Zerrissenheit. Die Burschenschaften erwiesen sich also als Träger der fortschrittlichen demokratischen Ideen und erhielten weiteren Zulauf.

Seit dem 8. Juni 1815 war das Königreich Sachsen Mitglied im Deutschen Bund, der als lose Staatenvereinigung von 1815 bis 1866 bestand. König Friedrich August I. ließ sich in seinem politischen Handeln von den Entscheidungen des Bundes leiten. Diesem gehörten zum Zeitpunkt seiner Gründung insgesamt 39 Staaten und freie Städte an.
Nach der Gründungsversammlung 1815 in Jena und auf dem Wartburgfest am 18.10.1817 bei Eisenach (hier kam es zum regen Gedankenaustausch und zur Anbahnung der Gründung einer "Allgemeinen Deutschen Burschenschaft) wurden die Burschenschaften für illegal erklärt.
Bereits am 29. Mai 1818 hatte sich das Corps Thuringia in Leipzig aufgelöst, damit seine Mitglieder in die Burschenschaft eintreten können, die dann am 7. Juni 1818 in Leipzig mit 255 Mitgliedern gegründet wurde.
Im Sommer 1819 bereitete eine Ministerkonferenz des Deutschen Bundes die Karlsbader Beschlüsse für den Bundestag vor, die sich gegen angebliche demagogische Umtriebe an den Universitäten richtete. Durch die Beschlüsse sollten Ordnung und Sicherheit im akademischen Bereich gewährleistet werden. An den Universitäten wurden Bevollmächtigte zur Überwachung und zur Kontrolle der Einhaltung der Gesetze eingesetzt. Die Zensur von Druckerzeugnissen wurde verschärft.
Das hatte ein Verbot der Burschenschaften und die staatliche Aufsicht der Universitäten zur Folge. In zahlreichen, oft nicht der Wahrheit entsprechenden Darstellungen wurde gegen die Burschenschaften gehetzt. Auch der Deutsche Bund sandte auf Veranlassung von Metternich seine Spitzel in die Reihen der Burschenschaften, über die sich bald ein Schatten senkte.

Im Dezember 1820 kam es zu einer strengen Untersuchung der Leipziger Burschenschaft und zu ihrem Verbot.
1832 wurde dieses Verbot erweitert, und alle politischen Vereine und Versammlungen, Fahnen und Abzeichen, Feste und Reden wurden verboten. 1837 kam es zum Prozess gegen den Führungskern der Leipziger Burschenschaft, in dessen Ergebnis 18 Burschenschafter zu Gefängnisstrafen zwischen 1 Jahr und 3 Jahren verurteilt wurden. Dieser Prozess und die Urteile erregten großes Aufsehen in der Öffentlichkeit, die schließlich die Revision der Urteile und Freispruch erzwang.
Im Jahre 1839 bildeten Leipziger Studenten eine geheime burschenschaftliche Organisation, die sogenannte Progressbewegung, die von Robert Blum unterstützt wurde. Ein Ziel war die Reformierung des studentischen Lebens. Statt sich zu duellieren, verlangte man ernsthaftes Studieren und das Streben nach politischer Gleichberechtigung und Freiheit.

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