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Skizzierte Geschichte der Universität Leipzig

Die Kollegien der Universität


Zur Gründung der Universität stifteten die Landesherren zwei Grundstücke mit Gebäuden für die Lehre und als Unterkunft für Magister und Studenten, sowie die dazugehörigen Magister-Bezüge.

Das größere Grundstück, in der Ritterstraße, wurde daher Großes Fürstenkolleg genannt, und das andere, in der Petersstraße gelegen, wurde Kleines Fürstenkolleg genannt (1441 in die Ritterstraße umgezogen).

Die 12 Magister des 'Großen Fürstenkollegs' erhielten jeweils 30 Gulden p.a., bis auf den Magister der Theologie, welcher 60 Gulden p.a. erhielt. Die 8 Magister des 'Kleinen Fürstenkollegs' erhielten je 12 Gulden p.a. Das sind also rund 500 Gulden für 20 Magister der Universität. Alle zusätzlichen Magister mußten ihren Unterhalt aus Prüfungsgebühren und anderen Einnahmen bestreiten.

Die Hochzeit Herzog Georgs in Leipzig 1496 kostete bspw. 21 000 Gulden

1416 kam als private Stiftung das am Brühl gelegene sog. Frauenkolleg hinzu (eigentlich "Collegium Beatae Mariae Virginis" nach einer benachbarten Marienkapelle benannt), für 3 Magister der polnischen Nation gedacht. Es wurde 1422 den anderen Kollegien gleichgestellt.

Daneben gab es noch das Bernhardinerkolleg. Dieses Kolleg gehörte den Zisterziensern. Es war 1411 von ihnen genehmigt worden und war ausschließlich für die Zisterziensermönche vorgesehen. Darum wurde es auch während der Reformation säkularisiert.

Die Kollegien besaßen eine eigene Gerichtsbarkeit und waren frei von Abgaben (Steuern).

So gab es z.B. Streit mit der Stadt wegen der Einfuhr des steuerfreien Bieres, welches offensichtlich in Unmengen konsumiert wurde

Solange die vorhandenen Kollegien für den Lehrbetrieb nicht ausreichten - insbesondere in der Anfangszeit der Universität - wurden Räume im Thomaskloster und in der Nikolaikirche benutzt.

   
Ursprüngliche Lage der Kollegien (Stadtplan von 1665):
            Fürstenkollegs, Ritterstr. u. Petersstr.
            Frauenkolleg, am Brühl
            Pädagogium, am Eselsplatz
            Neues (Rotes) Kolleg, Ritterstraße
            Paulinerkolleg, ehem. Kloster
[LUB-120]


Kollegien Ritterstr., 1665 [LUB-120]

 

Studenten, welche keinen Platz in den Kollegien fanden, waren in sog. Bursen untergebracht, in denen eine klösterliche Hausordnung galt. Bis 1432 galt sogar Bursenzwang, welcher erst allmähliich aufgehoben wurde. Neben den universitätseigenen Bursen, wie der "Bursa Bavarica" und "Bursa Saxonica" auf dem Gelände des "Großen Fürstenkollegs", gab es in der Anfangszeit im Stadtgebiet zahlreiche private Bursen.

 
Bursa Bavarica (ehem. Ritterstr.12), Hofseite [LUB-125]

Aus einem Brief eines Studenten aus Schweden, 1424:

Ich wohne im kleinen Kolleg, bei Tisch führt ein Magister die Aufsicht, der eigene Schlüssel und eigenen Krug hat. Das Essen ist reichlich und gut, auch das Bier und der Wein. Für Zehrung und Unterhalt brauche ich die Woche 6 neue Groschen, obwohl ich die Getränke selbst kaufen muß. Der Ordinarius liest morgens von 5 bis 7 Uhr im zweiten Buch der Dekretalen. Wer genügend vorbereiten will, muß schon um vier Uhr aufstehen.

 

1441 tauschte das "Kleine Fürstenkolleg" aus der Petersstraße mit dem "Pädagogium" am Eselsplatz an der Ritterstraße, 1502 übernahm die Juristenfakultät die Gebäude des "Pädagogiums" zwischen Schloßgasse und Petersstraße, welche nach ihrer Lage auch Petrinum genannt wurden. Seit der Einweihung eines neuen Gebäudes 1773 an der Schloßgasse, dem Juridicum, wird das ganze Grundstück nach letzterem benannt.

Im Gegenzug erhielt die Philosophische Fakultät 1513 ein Neues Kolleg in der Ritterstraße. Seit 1646 wird es auch Rotes Kolleg genannt, möglicherweise nach einem entsprechend erhaltenen Anstrich.

 
Petrinum in der Petersstr., 1632 [LUB-160]

1543/44 erhielt die Universität durch die Bemühungen ihres Rektors Caspar Borner das säkularisierte Dominikanerkloster St. Pauli, welches dann Pauliner Kolleg genannt wurde.

Die Stadt hatte ebenfalls gehofft, dieses Gelände zu erhalten und brach daher einen kleinlichen Streit um den dazugehörigen Wachtturm vom Zaun, in dem sich eine gewisse Örtlichkeit befand. Der Landesherr entschied aber diesbezüglich zu Ungunsten der Universität, allerdings wurde die Stadt verpflichtet, die Ziegel für den Neubau dieses gewissen Örtchens zu liefern - offensichtlich gab es wohl nur eins davon im Klostergelände
 
Pauliner Kolleg, um 1665 [LUB-120]


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