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Skizzierte Geschichte der Universität Leipzig

Die Leipziger Universität vom 15.Jhdt. bis zum 18.Jhdt.


Das erste Semester 1409 begann mit 46 Magistern und 369 Studenten und Baccalauren (Zum Vergleich: Erfurt hatte im gleichen Semester 207 Scholaren; Die Einwohnerzahl von Leipzig betrug damals ca. 5000).

Der Lehrbetrieb fand in sog. Kollegien statt. Die ersten beiden Kollegien hatte die Universität zu ihrer Gründung von den Landesfürsten geschenkt bekommen. Daher hieß das kleinere der beiden das "Kleine Fürstenkolleg" und das größere das "Große Fürstenkolleg". Verbunden waren diese beiden Kollegien mit einer Stiftung für 20 Magister, daher mußten also 26 Magister selber für ihren Unterhalt sorgen, durch Prüfungsgebühren, eigenes Vermögen oder andere Einkünften. Weitere 3 Stiftungsstellen kamen 1422 durch das "Frauenkolleg" hinzu. Diese 23 Stellen sind die sog. Professuren alter Stiftung, welche bis 1830 mit diversen Privilegien verbunden waren.

Für arme Studenten (pauperes) entfielen die Studien- und Prüfungsgebühren. Auch für Prager Studenten entfielen zu Anfangs die Einschreibegebühren.

An der Artistenfakultät (spätere Philosophische Fakultät) wurden die sog. Sieben freien Künste gelehrt, nämlich:

  • Grammatik
  • Dialektik
  • Rhetorik

  • Arithmetik
  • Geometrie
  • Astronomie
  • Musik

Daneben wurde noch Aristoteles gelesen:

  • Philosophie (Logik,Physik)
  • Naturkunde
  • Psychologie
  • Metaphysik
  • Ethik
  • Politik

Die drei höheren Fakultäten

  • Medizin
  • Juresprudenz
  • Theologie
waren nur im Ansatz vorhanden, oder entstanden erst nach 1409.

            Zepterpaar der Universität
Leipzig. 1476. Silber, teilweise vergoldet mit Gravuren,
Holzkern. Die gravierten
Wappenschilde ehemals
farbig emailliert.
Die Inschriften beziehen sich
sowohl auf die
„primi fundatores“ der
Universität, die Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von Meißen Friedrich IV. und
Wilhelm III., als auch auf die
Stifter der Zepter,
Herzog Albrecht von Sachsen
und Kurfürst Ernst.

Der korbartig durchbrochene „Kopf“ der Zepter gehört einer Erneuerung im 16. Jahrhundert
an. Restaurierungsinschriften
von 1773, 1820,
1986 und 1989

(Kunstsammlung der Universität) /64/

Studenten ohne Vorbildung mußten vor dem eigentlichen Studium das sog. "Pädagogium" besuchen, welches seit 1441 an der Artistenfakultät bestand. Studenten mit elementaren Vorkenntnissen konnten sofort die obligatorischen Vorlesungen der Fakultät besuchen.

"Regelstudienzeit" zum Erwerb des Bakkalaureats an der Artistenfakultät betrug 3 Semester. Tatsächlich lag die Durchschnittsstudienzeit aber bei 4 bis 6 Semestern (Einige benötigten sogar bis zu 20 Semester).

Zwischen dem Bakkalaureat und der Magisterprüfung lagen i.a. 3 Jahre.

Voraussetzung für ein Studium an den oberen Fakultäten war i.a. der Magister der Artistenfakultät. Bis zum Bakkalaureat dauerte es dann je nach Fakultät zwischen 3 und 5 Jahre.

 

Untergebracht waren die Studenten, welche keinen Platz in den Kollegien fanden, in sog. Bursen, in denen eine klösterliche Hausordnung galt. Bis 1432 galt sogar Bursenzwang, welcher erst allmähliich aufgehoben wurde. Neben den universitätseigenen Bursen, wie der "Bursa Bavarica" und "Bursa Saxonica" auf dem Gelände des "Großen Fürstenkollegs", gab es im Stadtgebiet zahlreiche private Bursen.


Bursa Bavarica, Hofseite /68/

Aus einem Brief eines Studenten aus Schweden, 1424:

Ich wohne im kleinen Kolleg, bei Tisch führt ein Magister die Aufsicht, der eigene Schlüssel und eigenen Krug hat. Das Essen ist reichlich und gut, auch das Bier und der Wein. Für Zehrung und Unterhalt brauche ich die Woche 6 neue Groschen, obwohl ich die Getränke selbst kaufen muß. Der Ordinarius liest morgens von 5 bis 7 Uhr im zweiten Buch der Dekretalen. Wer genügend vorbereiten will, muß schon um vier Uhr aufstehen.


Die Voraussetzungen für eine Umgestaltung der Universität im Sinne des Humanismus und der Reformation wurden vor allem durch den 1539 gewählten Rektor Caspar Borner gelegt. Er gilt als Neubegründer der Alma Mater Lipsiensis. Er war ein Schüler Mosellanus´ und Melanchtons, seit 1522 Rektor der Leipziger Thomasschule, nachdem er 1518 an der Leipziger Universität den Magister erworben hat. Ihm ist es zu verdanken, daß das säkularisierte Dominikanerkloster St. Pauli 1543 der Universität übertragen wurde, einschließlich dessen dörflicher Besitz. Es bekam den Namen "Paulinerkolleg" und die ehemalige Klosterkirche wurde Universitätkirche (mit einer Predigt von Martin Luther 1545 neu eingeweiht, 1968 gesprengt).

Zu Ehren von Caspar Borner stiftete die Universität nach 1989 eine Medaille, die seinen Namen trägt und mit der Verdienste um die Erneuerung der Alma mater Lipsiensis gewürdigt werden.

Damit war die Universität Leipzig die reichste Universität Deutschlands. Sie erhielt jählich 2000 Goldgulden und besaß neben den Kollegien 5 Dörfer und das "Oberholz".

1543 wurde eine neue Universitätssatzung angenommen, welche von Joachim Camerarius nach Wittenberger Vorbild entworfen worden war. Seit dem nannten sich die Hochschullehrer entsprechend ihrer Berufung Professoren.


Die Umgestaltung von einer mittelalterlichen Lehrstätte in ein Zentrum der Ausbildung des geistlichen, juristischen und pädagogischen Nachwuchses für das albertinische Sachsen, die mit der Reformation 1542/1544 begonnen hatte, wurde mit der Universitätsordnung von 1580 endgültig festgeschrieben.

1580 gab es an der Universität 23 ordentliche Professuren (alter Stiftung):

  • 9 an der Philosophischen Fakultät
  • 4 an der Theologischen Fakultät mit
  • 1 für morgenländische Sprachen
  • 5 an der Juristischen Fakultät und
  • 4 an der Medizinischen Fakultät (1415 gegründet)
    • Pathologie (1438)
    • Therapie (1438)
    • Physiologie (1531)
    • Anatomie und Chirurgie

Alle folgenden Professuren wurden Professur neuer Stiftung genannt.


Die erste deutsche wissenschaftliche Zeitschrift, die "Acta Eruditorum", wurde ab 1682 von den Professoren der Leipziger Universität herausgegeben.

      


Titelseite einer "Acta Eruditorum" /66/


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Gestaltung: Andreas Zerbst, aktualisiert von der AG Senorenstudium und Internet Oktober 2009