Speculum und Blasenspiegel
Aus der Geschichte der Endoskopie

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Abb. 1:   
Speculum nach Ricord und Charriere, vierblättrig,
Mitte 19. Jahrhundert


Körperhöhlen zu betrachten ist ein alter Wunsch der Medizin. Davon zeugen Instrumente wie Vaginal- oder Analspecula, die in Pompeji gefunden wurden. Auch in späteren Phasen der Heilkunde wurden derartige Hilfsgeräte eingesetzt, so dass wir die Form der antiken Specula bis ins 17./18. Jahrhundert verfolgen können. Ihre Weiterentwicklung bis in die heutige Zeit zeigt, dass im Wesentlichen ihre Konstruktion beibehalten wurde, wenngleich sich anatomische Kenntnisse und das Material geändert haben.

Im 19. Jahrhundert begann die Ära der Betrachtung von körperinneren Einheiten, die wesentlich kleiner waren und eine spezifische Technik erforderten. Dazu gehörten die Erfindung des Ohren-, Kehlkopf- oder des Augenspiegels. Lichtquellen waren zunächst Öl- oder Petroleumlampen; mit dem Einsatz der Elektrizität nahm das Ophthalmoskop jene Form an, die wir heute kennen.
Dem vorangegangen waren Anstrengungen, möglichst helle Lichtquellen zu finden. 1806 hatte Philipp Bozzini (1770-1809) der Fachwelt seinen Lichtleiter vorgestellt. Durch eine Hälfte eines zweigeteilten Rohres wurde Kerzenlicht in die Harnblase geleitet, durch die andere Hälfte konnte der Untersucher schauen. 1853 gelang Antonin-Jean Desormeaux (gest. 1894) die Konstruktion eines Instruments, das er "Endoscope" nannte und bei dem er als Lichtquelle eine Gasbogenlampe benutzte.



Abb. 3:   
Die Anwendung des Gastroskops nach dem Wiener Chirurgen Johannes von Mikulicz-Radecki,
1891 beschrieben




Abb. 5:   Zystoskop nach Nitze


Abb. 2:   
Augenspiegeln im umgekehrten Bild nach Christian Georg Theodor Ruete (1810-1867)


 

In vielen medizinischen Fächern gewann die Endoskopie zunehmend an Bedeutung. Dazu gehörte auch die Untersuchung des Magens mit Hilfe eines Gastroskops.



Abb. 4:    Urethroskopie nach Grünfeld

Freilich war die Untersuchung des Körperinnern mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Der Harntrakt, vor allem die Enge und Länge der männlichen Harnröhre, stellte diese Untersuchungsmethode vor neue Probleme. Joseph Grünfeld (1840-1910) nahm einen Stirnreflektor zu Hilfe, um Licht in Harnröhre und Harnblase zu reflektieren (Urethroskopie).

Den wesentlichen Durchbruch erreichte Maximilian Nitze (1848-1906). Seine Erfindung des "Kystoskops" war bahn- brechend. Als Lichtquelle diente zunächst ein Platindraht, der jedoch ständig gekühlt werden musste. 1877 führte Nitze das Instrument vor der Königlichen Medizinischen Gesellschaft in Dresden vor. In Wien verfeinerte er das Instrument mit Hilfe von Josef Leiter. Den Durchbruch erreichte sein Zystoskop dann mit der Integration der Glühlampe.
Abbildungsnachweis
Abb. 1     Medizinhistorische Sammlung Karl-Sudhoff-Institut, Inv.-Nr. 0467
Abb. 2     Ruete, C. G. Th.: Der Augenspiegel und das Optometer für practische Ärzte. Göttingen 1852
Abb. 3     Schott, H.: Die Chronik der Medizin. Dortmund 1993, S. 432
Abb. 4     Reuter, Matthias A.: Geschichte der Endoskopie. Stuttgart; Zürich 1998, S. 63
Abb. 5     Reuter, Matthias A.: Geschichte der Endoskopie. Stuttgart; Zürich 1998, S. 152

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