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Berühmte Literaten als Studenten der Universität

Leipzig war in der Mitte des 18. Jahrhundert das literarische Zentrum in Deutschland, u.a. begründet in dem Wirken solcher Persönlichkeiten wie Johann Christoph Gottsched und seiner Frau oder des Professors für Poesie und Moral Christian Fürchtegott Gellert. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die Universität eine ausgeprägte Anziehungskraft als Studienort für spätere Poeten und Literaten hatte. Aus der stattlichen Galerie wurden drei der bekanntesten Dichter ausgewählt.

Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803)


Klopstock
 
Friedrich Gottlieb Klopstock  
Der in Quedlinburg im Harz geborene Klopstock besuchte von 1739 bis 1745 die sächsische Fürstenschule in Pforta bei Naumburg, wo er eine gründliche humanistische Schulbildung als Vorbereitung auf die Universität erhielt. Er begann an der Theologischen Fakultät der Universität Jena und kam Ostern 1746 nach Leipzig, um das Studium bis 1748 fortzusetzen. Hier kam es zur Bildung eines Freundschaftsbundes mit anderen angehenden Poeten, wie Schlegel, Rabener und auch Gellert.
Klopstock war schon in seiner Studentenzeit literarisch tätig und arbeitete bereits an seinem Hauptwerk "Der Messias". Durch die Bekanntschaft mit den "Bremer Beiträgern" - einem Kreis ebenfalls literarisch tätiger Studenten - wurden die ersten drei Gesänge seines Messias in deren Zeitschrift "Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes" 1748 veröffentlicht. Damit wurde der außerordentliche Ruhm des jungen Dichters schon in seiner Leipziger Zeit begründet, der ihm Einladungen in die Schweiz (1750 - Züricher Literaturtheoretiker Bodmer) und nach Dänemark (1751 - König Friedrich V. mit einer Jahrespension und den Auftrag zur Vollendung des Messias) bereits kurz nach dem Abschluss des Studiums einbrachte. Die Fertigstellung des Hauptwerkes dauerte jedoch noch 25 Jahre und auch nach 1773, der Veröffentlichung des 4. und letzten Bandes, wurde "Der Messias" noch vielfach überarbeitet.
Klopstock war der erste aus der Reihe der großen Lyriker der Klassik in Deutschland; ein Wegbereiter für Erlebnisdichtung sowie Sturm und Drang, vollendet von seinen Nachfolgern.

Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781)


Lessing
 
Gotthold Ephraim Lessing  
Zur gleichen Zeit wie Klopstock war auch Lessing Student an der Alma mater Lipsiensis. Der in Kamenz/Sachsen geborene Pfarrerssohn kam - ebenfalls über eine sächsische Fürstenschule, nämlich der von St. Afra zu Meißen - am 20. September 1746 zum Studium nach Leipzig. Hier studierte er Theologie und Philologie, betrieb naturwissenschaftliche Studien und nahm 1748 auch noch ein kurzes Medizinstudium auf, was er dann in Wittenberg fortsetzte. Dort promovierte er auch später (1752) zum Magister für Philosophie.
Lessing lobte seine Studienstadt als eine, in der man die ganze Welt im Kleinen wiederfinden könne. Seinem Leipziger Professor für Poesie Johann Friedrich Christ schulde er soviel Dank wie keinem anderen Lehrer, äußerte er später.
Die Freundschaft zu Christian Felix Weiße - einem Leipziger Dramatiker - förderte die Neigung des jungen Lessing zum dichterischen Schaffen. So schrieb er hier erste Gedichte und Erzählungen, die in den Zeitschriften "Naturforscher" und "Ermunterungen zum Vergnügen des Gemüts", letztere von seinem Vetter Christlob Mylius herausgegeben, veröffentlicht wurden.
Wegen eigener und fremder Schulden von Theaterleuten, für die er gebürgt hatte, musste Lessing - auf der Flucht vor den Gläubigern - im Sommer 1748 Leipzig verlassen. Er kam später noch zweimal in die Stadt.
Im Oktober 1755 begab sich Lessing wieder nach Leipzig. Von dem reichen Kaufmann Christian Gottfried Winkler bekam er das Angebot, als dessen Begleiter eine vierjährige Reise durch Europa zu unternehmen. Im Mai 1756 brachen sie in Leipzig auf. Bereits im August wurden sie in Amsterdam vom Ausbruch des Siebenjährigen Krieges überrascht und mussten umkehren. Nach der Rückkehr in das mittlerweile von den Preußen besetzte Leipzig entwickelte sich bald eine enge Freundschaft zum preußischen Major und Dichter Ewald von Kleist, die von den Leipzigern misstrauisch beäugt wurde. Im Mai 1758 kehrte Lessing nach Berlin zurück.
1775 reiste er über Leipzig und Dresden nach Wien, von dort aus begleitete er den Prinzen Leopold von Braunschweig nach Italien.
Gotthold Ephraim Lessing wurde der bedeutendste Schriftsteller der Aufklärung und unmittelbarer Vorbereiter der deutschen Klassik, vor allem wenn man berücksichtigt, dass er neben dem poetischen Dichter gleichzeitig Literaturtheoretiker, -historiker wie auch -kritiker war und als theologischer und philosophischer Denker galt.

Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832)

 
Goethe
  Goethe als Student in Leipzig
Auch der große Goethe war Student in Leipzig. Im Herbst 1765 schickte ihm sein Vater - Doktor der Rechte und kaiserlicher Rat - von Frankfurt nach Leipzig zum Studium der Rechtswissenschaften. Vier Tage dauert die beschwerliche Reise bei üblen Wetter und schlechten Straßen. Mit einem reichen Budget ausgestattet, nahm er Quartier gleich in mehreren Räumen der "Großen Feuerkugel". Es war gerade Messezeit und das bunte Treiben erinnerte ihn an seine Geburtsstadt, so dass er sich gleich heimisch fühlte. Leipzigs Weltoffenheit kam seinem Drang nach einem vom Druck des Elternhauses befreitem Leben entgegen.
Am 19. Oktober immatrikuliert er sich an der Universität als Student der Jurisprudenz, wie sein Vater ihm vorgegeben hatte. Sehr oft erscheint er jedoch nicht in den Vorlesungen der Juristenfakultät. Seine Vorkenntnisse - gut präpariert von seinem Vater - hielt er für ausreichend. Ihn interessierten mehr die schöngeistigen Wissenschaften, zu deren Zugang in Leipzig ausreichend Gelegenheiten vorhanden waren. So besucht er die Poetikvorlesungen von Gellert und nimmt an dessen Stilübungen teil, eine hilfreiche Schule für Goethes Schreibstil und Handschrift. Der Zeichenlehrer und Direktor der Leipziger Akademie Adam Friedrich Oeser vermittelt ihm das neue klassische Kunstideal Winckelmanns, führt ihn in das reiche Theater- und Musikleben der Stadt ein und befördert somit Verständnis und Lust für die Künste. Die Buch- und Messestadt als Erscheinungsort und Marktplatz für Literatur bietet dem interessierten jungen Mann vielfältige Gelegenheiten zur Information und Urteilsbildung aus erster Hand.
Eine ganze Reihe Geschriebenes und Gezeichnetes ist in seiner Leipziger Zeit entstanden, so u.a. "Die Launen des Verliebten" oder der Gedichtzyklus "Anette", in welchem er die Liebe zu Käthchen Schönkopf besingt. Ein Blutsturz zwingt ihn, das Studium abzubrechen. Am 28. August 1768 verlässt er Leipzig wieder in Richtung Frankfurt.
In seinen späteren Dichtungen stößt man hin und wieder auf Erzählungen und Wertungen der Studienzeit in Leipzig. In "Dichtung und Wahrheit" nimmt er eine meist positiv getönte Rückschau dieses Lebensabschnittes vor. Und wer kennt sie nicht, die prägnante Charakteristik der Stadt aus dem Munde des Zechgesellen Frosch im "Faust":

Mein Leipzig lobī ich mir!
Es ist ein klein Paris,
und bildet seine Leute.

Im Gegenzug erweist die Stadt Leipzig dem großen Dichter und seinem Werk ihre Verehrung, wie die beiden nachstehend abgebildeten Denkmäler zeigen.

Goethe-Denkmal am Naschmarkt Auerbachs Keller

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