Gewaltmigration, Globalisierung und Geschichtsregion(en) in europäischer Perspektive Aufsätze und Essays 2015-2021

Stefan Troebst (SFB 1199)

Publication Date

February 2022

Publisher

Leipziger Universitätsverlag

Language

German & English

Type

Edited Volume

Additional Information

Abstract

Die historische Teildisziplin der Osteuropäischen Geschichte, wie sie im deutschsprachigen Raum um 1900 aufgrund politischer Impulse universitär etabliert wurde, hat seit dem Epochenjahr 1989 dramatische Veränderungen erfahren: Zum einen durch einen primär politisch bedingten Bedeutungsverlust mit einhergehenden finanziell-organisatorischen Einschnitten, zum anderen durch ihre gesteigerte Anschlussfähigkeit an aktuelle Forschungstrends der – hierzulande nicht ganz präzise, weil im Kern primär germanozentrisch ausgerichtet – Wissenschaftsdisziplin „allgemeine“ Geschichte samt deren institutioneller Forschungslandschaft.
Auffällig ist daneben, dass neue und wiederum „allgemeine“ Schwerpunktthemen wie Migration, Globalisierung und Transregionalisierung die Forschungsagenda von Osteuropahistorikerinnen und -historikern – zum Teil schon seit längerem – bestimmen, jedoch häufig unter anderen Bezeichnungen wie etwa Gewaltmigration, das Verhältnis der vormaligen „Zweiten Welt“ zum „globalen Süden“ (früher „Dritte Welt“) oder der Prägekraft von aus Europas Osten stammenden Communities in Westeuropa, Nord- und Südamerika sowie in Ozeanien.
Zugleich ist ein erhöhtes Interesse der sozialwissenschaftlichen Europa-, Europäizitäts- und Europäisierungsforschung an dem im Teilfach der Osteuropäischen Geschichte entwickelten Konzept von Geschichtsregionen festzustellen. Das gilt überdies für den sowohl kulturhistorischen wie politikwissenschaftlichen neuen Fokus auf europäische Erinnerungskulturen, die nur partiell durch nationalstaatliche, transnationale und EU-Geschichtspolitik geprägt sind, was nicht selten mit zivilgesellschaftlichen, kirchlichen, parteipolitischen, gewerkschaftlichen und anderen Erinnerungstopoi kollidiert und nicht zuletzt dem Veto familiärer und individueller Erinnerung ausgesetzt ist.
In diese Forschungen und die mit ihnen verbundenen Fragestellungen führen die hier versammelten Aufsätze eines profilierten Kenners der Geschichte Osteuropas auf breiter Basis ein.

Biographical Note

Stefan Troebst (SFB 1199, Leipzig, Germany)

Stefan Troebst studied history and Slavic studies from 1975 on in Tübingen (then West Germany) and at the Free University of (then West) Berlin, Sofia (Bulgaria), Leningrad (today St. Petersburg, then Soviet Union, today Russian Federation), Skopje (then Yugoslavia, today Macedonia), Bloomington, Indiana (USA). In 1984, he obtained a PhD degree in Russian and East European history and Slavic studies at the Free University of Berlin where he also completed his habilitation in 1995. After terms as assistant and associate professor at the Free University of Berlin, in 1992 he left academia and became a German member in the Conference on Security and Co-operation in Europe (CSCE) missions of long duration to former Yugoslavia and the former Soviet Union. In 1996, he was nominated founding director of the Danish-German European Centre for Minority Issues, and in 1999 a full professor at Leipzig University. His research focuses on the history of the subregions of Europe’s eastern half (Southeastern Europe, East-Central Europe, Northeastern Europe and Muscovy/Russia/Soviet Union), on the modern history of Europe, on the history of international relations and international public law, as well as on politics of history and cultures of remembrance in contemporary Europe.